Der Tango lebt von der subtilen Kommunikation zwischen zwei Tanzenden, die sich mit Respekt und emotionaler Offenheit begegnen (müssen), um den besonderen Reiz dieses Tanzes erleben und ausdrücken zu können. Die Herstellung von innerer Achtsamkeit und damit Sensibilität für sich selbst, das Gegenüber und die Situation ist für die Qualität der Kommunikation entscheidend. So bietet der Tango über den Vergnügungsaspekt hinaus eine Erfahrung von Tiefe, ja Glück. Gerade die Entwicklung und Kultivierung von bewusster Wahrnehmung macht das Tangotanzen zu einem erfüllenden, bereichernden Erlebnis.
Der Tango fördert auf vielfältige Weise Toleranz zwischen verschiedenen Lebensanschauungen, Lebensweisen und Kulturen. Der soziale Wert des Tango, den vor allem auch die Queer Tango Bewegung durch eine Neudefinition des Tango für viele Menschen verfügbarer gemacht hat, indem sie ihn befreit von seinen heteronormativen und geschlechtsspezifischen Ausgestaltungen und eine Essenz vielmehr in der Entwicklung und Kultivierung von bewusster Wahrnehmung sieht, ist ein besonders Geschenk des Tango, das über den Status als Kunstform, Populärkultur und Konsumgut hinausweist und ihn zu einem Medium von Entwicklung und Ort von Inklusion macht.
Im Tango geht es nicht um fliegende Beine und melodramatische Darstellungen von Gefühlen. Tango ist ein sozialer Tanz, den jede und jeder egal welchen Alters und welcher Konfektionsgröße lernen und tanzen kann, und durch den wir eine außergewöhnliche Verbindung zu anderen Menschen herzustellen. Es erfordert keine vorherigen Tanzerfahrungen oder besonderes Talent.
Tango verkörpert eine Haltung, die u.a. geprägt ist von der Autonomie der PartnerInnen, gegenseitiger Akzeptanz, Respekt, Empathie, Präsenz und Klarheit.
Das Eigene und das Fremde wahrnehmend, entfalten sich der getanzte Bewegungsdialog, die physische Präsenz und ein Versinken im Hier und Jetzt. Es gibt Grundregeln, aus denen Figuren in unendlichen Variationen kreiert werden können. Die Schritte sind wie die Wörter einer Sprache, die miteinander kombiniert werden. Nach jedem Schritt ist alles möglich. Der Weg entsteht im Gehen.